2015 Europameisterschaft Pwllheli/Großbritannien
Montag, 13. Juli 2015 – Anreise und Ankunft
Der Anreise nach Manchester, ca. 2 Autostunden nordöstlich von Pwllheli , war nicht ohne Spannung. My Hoa und Stefan hätten beinahe ihren verspäteten Abflug in Düsseldorf verpasst. Ständig beobachten sie eine Infotafel, auf der das Boarding angezeigt wurde. Alles blinkte, nur für ihr Flugzeug blieb es dunkel. Als es ihnen 15 Minuten vorm Abflug merkwürdig erschien, wurde es für die Beiden brandeilig. Aber sie haben eine gute Kondition, auch mit Handgepäck.
Die anschließende Busfahrt des Teams von Manchester nach Pwllheli war mit großer Sicherheit die einzige Gelegenheit,einen kleinen Eindruck vom schönen Wales zu bekommen. Ach nein, es gibt ja noch den Rückweg.
Am Nachmittag stand die Eroberung der Unterkunft auf dem Programm – Riky hatte schon am Vortag alle Boote abgeladen. Wir bewohnen zwei Ferienwohnungen, in der grössten befindet sich unser Versorgungszentrum.
Dienstag, 14. Juli – 1. Trainingstag
Erst einmal tauften wir im Club feierlich Rikys neues Motorboot mit vielen guten Wünschen für ihn, für seine Segler. Den Sekt bekam wirklich nur das Boot!
Auf dem Parkplatz vorm fiel uns ein Teambus auf. Frage: Was haben diese Segler wohl in ihrer Box? Sollten wir sie beneiden?
Die erste Gewöhnung ans Segelrevier fand am frühen Nachmittag bei leichtem ablandigem Wind (290-300 Grad) und zunächst bei Ebbstrom statt, später wechselte die Tide. Highlight: 6 Delfine neben uns, sie waren eindeutig schneller.
Unsere Boote müssen wir vom Parkplatz zum Strand ziehen, kein kurzer Weg. Das Slippen gelingt nur in Teamarbeit. Wichtig: Slipwagen weit zurück an den Strand schleppen …irgendwann kommt auch mal die Flut und könnte sie verschlingen. Aber wenn die Meisterschaft beginnt, soll es viel Hilfe geben.
Mittwoch, 15. Juli – 2. Trainingstag
Sonne, Wind zwischen 8 und 15 Knoten – Über 5 Stunden machten wir ziemlich viel daraus. Zuncähst segelten wir bei ablaufendem, später bei auflaufendem Wasser. Es machte Freude auf diesem großartigen Segelrevier. Rikys Programm u.a. Seitencheck und Speedvergleich, aber alles wird einfach nicht verraten.
Donnerstag, 16. Juli – 3. Trainingstag
Endlich konnten wir uns einen dringenden Wunsch erfüllen: Nach dem Frühsport und Frühstück ins Erlebnisbad auf dem Hotelgelände. Punkt 12 Uhr fuhren wir mit dem Bus in den Club: Boote aufbauen, 2 Stunden Training, anschließend Vermessung.
Bei der Vermessung gab´s nur Mini-Probleme und sehr freundliche, hilfsbereite Kontrolleure. Bei zwei Segelnummern stimmte das Zahlen-Design nicht so richtig, außerdem mussten alle dicken Rammschutz-Tapestreifen vom Bug und Heck vor dem Wiegen entfernt werden. Unsere drei nagelneuen Segel nahm Curley Morris, der IODA-Chefvermesser, unter die Lupe. Sie waren ok.
Zur Belohnung gingen wir abends zum Essen in einen urgemütlichen Pub in Pwllheli. Und dies ist keine ausgedachte Story: Eine Engländerin trat an unseren Tisch und meinte, wir alle machten einen richtig guten Eindruck. Ob das unsere Eltern erfreuen wird.
Freitag, 17. Juli – 4. Trainingstag
Wir ziehen unsere Boote durch Sand und Match, die Segeln knattern. Im Hintergrund die niegelnagelneue walische Segelakademie, die mit dieser EM eröffnet wird.Raumschots rasen wir Riky entgegen, der hinter einer Bojenabgrenzung auf uns wartet. Und nun gibt es viele Fotos von unendlichem Segelspaß … die meisten von uns hatten nicht ihre EM-Segeltop-Garderobe gesetzt.
Nur eine gute Stunde waren wir draußen, in dieser Zeit hatte sich das Meer noch weiter zurückgezogen. Der Weg zurück zum Strand war ein Fitness-Parcour. Weit vorm Ufer mussten wir Schwert und Ruder herausnehmen, das Boot im bauchtiefen Wasser gegen den Wind zum Ufer ziehen.
Wenn es hier im Verlauf der EM noch einmal so ballern sollte wissen wir, wie sich das anfühlt, sind bestimmt weniger aufgeregt.
Practice Race/Eröffnungsfeier – Sonnabend, 18. Juli
Die Segelbedingungen kannten wir schon – von Freitag: Nordwestwind 16-23 Knoten, dazu eine kräftige Welle. Wir starteten alle in derselben Gruppe, segelten aber nicht das gesamte Rennen mit. Kräfte sparen für morgen ….
Nun wissen wir, wie Startschiff, Zielschiff und Bahnmarken aussehen. Und: Drückt uns die Daumen für die nächsten 5 Tage!
Mit einer Parade entlang der Bucht von Pwllheli begann die Eröffnungsfeier. Die Flaggen von 37 Nationen, getragen von fein gemachten Seglern ..es war ein schönes Bild, fanden wir. Ein eisiger Wind fegte übers Wasser. Da wir uns keine Erkältung einfangen wollten, blieben unsere kurzen Teamhosen im Rucksack.
Beim Einzug in die Plas Heli Welsh National Sailing Academy begrüsste uns ein cooler Kinderchor mit “Sailing away”.
Mit dieser EM wird die National Sailing Academy offiziell eingeweiht. Die Reden der vielen offiziellen Gäste waren nie lang. David Baddeley, Chairmann der Regatta sagte in seiner Ansprache: “This is a very special event for sailors to meet sailors from other countries, to enjoy shared experiences and treasured memories.”
Am Ende der Feier übergaben irische Segler die IODA Flagge offiziell an die britischen IODA-Repräsentanten. Die EM 2014 fand in Dublin statt. Und dann erklärte IODA Vize-Präsidentin Carla Stanley die Optimist Europeans Championships für eröffnet.
Sonntag, 19. Juli – 1. Wettfahrttag/Qualifikationsserie
Westwind um 15 Knoten, Sonne, Welle: das Wetter bei der Opti-Europameisterschaft war nicht zu toppen. Die 159 Jungen segelten in drei, die 97 Mädchen in zwei Startgruppen. GER-Resultate: 3. My Hoa Offergeld (5,5,4); 25. Laura Schuberth (20,11,14);28. Daniela Bartelheimer (11,19,20); 48. Florian Krauß (DNF,3,2); 49. Kristian Lenkmann (19,3,37); 90. Stefan Meier (9,29,49); 100. Felix Neszvecsko (25,34,33); 130. Leonardo Honold (11, SPE 54,53).
Alles in Ruhe, mit viel Zeit – das war unser Motto für den Beginn des 1. Wettfahrttags. Im Bus um 8.30 Uhr vom Hotel zum Club saßen wir allein, im Club waren wir allen und die Ersten, die ihre Boote aufriggten. Um 10.15 Uhr durften die Jungen ihre Boote schon mal zum Wasser ziehen. 45 Minuten später gab´s die Auslauf-Erlaubnis, eine Stunde später erfolgte der 1. Start der Boys, Group Yellow. Nach den zwei weiteren Boy-Groups folgten die Mädchen. Bis endlich alle 15 Rennen geschafft waren, war es 17 Uhr. Ein Muss: Eine gute Kondition für ca. 7 Stunden Segeln bei 15 Knoten Wind und Welle.
Florian war unser Pechvogel des Tages. Auf dem Weg zur 1. Bahnmarke, er segelte mit an der Spitze, brach ein Ruderbeschlag. Mit killenden Segeln trieb er durch seine Flotte. Niemand war freundlich … Auch die Mädchen nicht, die nach gefühlten 30 Minuten in Florians Nähe kamen. Der große Retter war ein Tonnenleger. Nun folgten Verständigungsprobleme zwischen den Beiden. Florian rief “…Problems with my rudder” …der Tonnenleger verstand ” problems with my rubber …” Aber irgendwann gab auf See ein neues Ruder.
“Als ich eine Zeitlang ohne Schwert und Ruder durchs Meer trieb, habe ich mich schon ein wenig allein gefühlt”, so Florian. Aber er war nicht allein, sondern wurde bewacht. Es gibt hier ein ausgefeiltes Sicherheitssystem. Die Organisatoren kennen die Tücken ihres Reviers.
Zwei Minuten vorm Start des 2. Rennens erreichte Florian seine Startgruppe. Glückwunsch: Er wurde Zweiter und Dritter in diesem und im folgenden Lauf.
Montag, 20. Juli – 2. Wettfahrttag/Qualifikationsserie
Der 2. Tag der Qualifikationsserie fiel ins Wasser. Schon morgens beim Auftakeln regnete es in Strömen. Aber erst einmal lief das Normalprogramm. 10.15 Uhr: die Girls ziehen ihre Boote zum Strand, 45 Minuten später Rausfahren aufs wilde Meer. Die Jungen folgen bald darauf, sie sind heute in der Segel-Warteschleife, gestern waren es die Mädchen.
Daniela ist gar nicht froh darüber, dass kurz vor der 1. Bahnmarke die Wettfahrt abgebrochen wird. Sie segelt ganz vorne mit. Es ist nur nicht leicht, bei dem strömenden Regen die Bahnmarken zu entdecken. Im Hafen gibt´s warmen Kakao und Nudeln. Bei der Tombola gewinnt Daniela eine warme Mütze. Und was planen wir für die weiteren Stunden? Vielleicht mal die Zimmer aufräumen, vielleicht das Schwimmbad besuchen, vielleicht mit dem Schreiben unserer EM-Berichte beginnen.
Dienstag, 21. Juli – 3. Wettfahrttag/Abschluss Qualifikationsserie
Knatternde Segel, unberechenbare Bäume beim Aufriggen. Florian wird von einem Baum (fast) k.o. geschlagen. Aber zur Zeit des Auslaufens ist er wieder fit, allerdings mit einer Beule an der Schläfe. In Sachen “Bändselabstand von Mast und Baum holen wir uns noch mal Rat vom Wasservermesser.Um 10.15 Uhr ziehen die Girls ihre Boote zum Strand.Vorm Auslaufen machen sie sich noch mal warm – Danni muss heute das Aufwärmen der Mädchen am Strand leiten.
Bei den Boys geht´s 30 Minuten später los. In den Dünen geben sie vorher der Regatta-Presse ein facebook Interview. Thema der Journalistin: Der knackige Wind. Unser Thema (im Kopf): Wir möchten alle die Goldfleet schaffen!
Für die Goldgruppe qualifizierten sich: Florian, Kristian, My Hoa, Daniela, Laura. Drei 12jährigen gelang der Sprung in die Goldgruppe, darunter Florian und Kristian.
Silbergruppe: Stefan, Felix; Bronzegruppe: Leonardo
Die TOP 3 Boys am Ende der Qualli-Serie: Rony Harper (GBR); Thomas Westerhof (NED);Thomas Rice (USA).
Die TOP 3 Girls: Palma Cargo (CRO); Julia Minana Delholm (ESP);Karmen Perkovic (CRO).
Und das fanden die acht GERs bei den gestrigen heißen Ritten bemerkenswert:
Daniela: Zwei tolle Ergebnisse hatte sie im ersten und zweiten Tagesrennen eingefahren (10,2). Im 3. Lauf umrundete sie als Erste das Gate und kenterte. Schade, es wurde aber immerhin noch Platz 17 im Ziel.
Felix: “Auf den Vorwindkursen war ich richtig schnell. Die Kreuzkurse waren das Problem. Ich war zu langsam, weil ich zum Pützen das Segel zu weit aufmachen musste.”
Florian: “Auf der Zielkreuz flog ich während des Pützens aus dem Boot. Mit den Füßen hing ich noch in den Gurten, mein Kopf war unter Wasser, in den Händen hielt ich die Schot. Praktisch, konnte mich daran wieder ins Boot ziehen.Ich verlor nur wenige Plätze.”
Kristian: “Richtig schnell war ich auf den Vorwind- und Halbwindkursen. Die Kreuzen waren anstrengend.” Und da schaute er mal nicht aufs Segel und die Konkurrenz: 10 Meter neben ihm Boot fiel ein großer Vogel vom Himmel, mausetod. Das wirkliche Drama geschah am Ende des ersten Tageslaufes: Der Vermesser war nicht einverstanden mit der Befestigung seiner Pützen. Sie waren miteinander verbunden und liefen hinter dem Schwertkasten entlang. 5 Punkte Strafe, Denn: Die Pützen müssen mit mem Bootskörper verbunden sein.
Laura: Über ihren Bootsspeed auf den Vor- und Halbwindkursen war auch sie happy. “Habe nur überholt! Es hat richtig Spaß gemacht.” Pech: Myo vermasselte einen Start von Laura, weil sie sie in dem Chaos nicht erkannte. Myo:”Wenn es nicht Laura gewesen wäre, wäre ich voll stolz gewesen!”
Leo: Er fuhr als einziger GER bei diesem Hack ohne Sprietfalte, war aber mit seinen Ergebnissen gar nicht zufrieden. Er muss sich damit trösten, dass es nicht leicht ist, bei den besten europäischen Optiseglern als 13Jähriger gleich vorne mitzumischen.
My Hoa: Drei gute Starts gelangen ihr. Riky war auch richtig zufrieden. Aber das gefiel ihr nicht: “Auf der Kreuzkursen konnte ich das Boot nicht gerade genug segeln wie die Schweren! Und Vorwind war ich auch nicht besonders schnell.”
Stefan: Er war nicht zufrieden mit seinen Ergebnissen. Die Goldgruppe war das Ziel gewesen. Viel Erfahrung mit Starkwindsegeln hat er nicht. Auf der Kreuz war es schwierig das Boot fürs Pützen mit speed gerade zu halten.
Mittwoch, 22. Juli – 4. Wettfahrttag/Finalserie
Das Wetter hatte sich beruhigt: Südwestwind 11-15 Knoten, Sonne. Nach 3 weiteren Tagesrennen sind in den Gold- und Silbergruppen 9, in der Bronzegruppe der Jungen 8 Rennen mit einem Streicher in der Wertung.
Mädchen/Ergebnisse:
7. My Hoa (8,1,24); 15. Laura (2,8,23); 29. Daniela (38,46,27);
Jungen/Ergebnisse:
26. Florian (1,37,36); 38. Kristian (39,51,5);12./Silber Felix (13,9,18); 19./Silber Stefan (14,30,14);8. /Bronze Leonardo (29,51,34).
An der Spitze der Zwischenergebnisliste:
1.Thomas Rice/USA;2. Wonn Kye LEE/SIN;3.Matej Planinsic. Thomas Rice führt mit 17 Punkten weniger als sein Verfolger aus SIN.Bei den Mädchen hat sich Julia MINANA DELHOM/ESP einen soliden Vorsprung von 12 Punkten verschafft. 2. Ariadni Paraskevi SPANAKI/GRE, 3. Ellyn TAN/SIN.
Donnertag, 23. Juli – 5. Wettfahrttag/EM Finaltag
SonnenscheIn, 15 Knoten Wind aus Südwest – gute Wetterbedingungen für das kurze Wasserprogramm am Abschlusstag: 2 Rennen für die Bronzegruppe der Jungen, 1 Rennen für alle anderen Segler. Bis zum Beginn der Zielkreuz führte My Hoa im letzten Rennen der Mädchen. Am Ziel landete sie auf dem 8. Platz. Florian und Kristian ersegelten in der Goldgruppe Platz 28 und 46, Leonardo in der Bronzegruppe Rang 28.
In der Silbergruppe der Jungen wurde es noch einmal anstrengend. 1,5 Stunden lang Starten, Starten, Starten. Am Ende fingen sich 16 von 53 Seglern einen BFD ein, darunter Felix. Stefan gelang mit Rang 3 an diesem Tag sein bestes EM-Resultat.
Die Endergebnisse:
Girls:6. My Hoa Offergeld; 14./Platz 11 Europa-Wertung Laura Schuberth; 32./Platz 25 Europawertung Daniela Barteilheimer.
Boys: 30./Platz 25 Europawertung Florian Krauß; 45. Kristian Lenkmann; 8./Silber Stefan Meier; 17./Silber Felix Neszvecsko;28./Bronze Leonardo Honold.
Gesamtsieger bei den Jungen wurde Thomas Rice/USA. Neuer Europameister bei den Jungen ist Aimilianos Monos. Bei den Mädchen wurde Gesamtsiegerin und Europameisterin die Spanierin Julia Minana Delholm. Für unseren Trainer Riky war ihr Titelgewinn eine besondere Freude. In den vergangenen 3 Jahren war er ihr Trainer.
Für das European Team Race 2015 (18.-23.8.), der Nationenplatz wurde 2014 ersegelt, qualifizierten sich Florian Krauß, Kristian Lenkmann, Stefan Meier, My Hoa Offergeld, Laura Schuberth.
Wir freuten uns alle sehr, dass am Abend bei der Siegerehrung My Hoa für ihren sechsten Platz ausgezeichnet wurde. Eine schöne EM war es für uns alle, auch wenn nur 5 SeglerInnen unseres Teams ihre Ziele erreicht haben. Unser Gewinn: viele Segler aus anderen Ländern kennengelernt, viel Neues auf dem Wasser dazugelernt.
Und was besonders schön war: Am Flughafen in München wurden wir von einer großen Eltern- und Geschwistergruppe jubelnd begrüsst. Dankeschön für diesen tollen Empfang.
Alle EM-Berichte und Fotos: Birgitt Müller-Genrich/DODV Öffentlichkeitsarbeit